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[Age of Hannibal] Jensinions Republican Romans vs Bierwursts Carthaginians

Verfasst: Fr 25. Jul 2025, 16:23
von Jensinion
Am 06.07.2025 kam es erneut zur Konfrontation zwischen Jan und mir im Zuge der andauernden Operationen des Zweiten Punischen Krieges (218–201 v. Chr.). Nach einer vorausgegangenen Auseinandersetzung, in deren blutigem Verlauf beide Streitmächte empfindliche Verluste hinnehmen mussten, wurde die Schlagkraft beider Armeen durch massive Rekrutierungsmaßnahmen und Truppenverstärkungen signifikant erhöht: Anstatt der bisherigen 1200 Punkte pro Armee wurden in dieser Schlacht 1400 Punkte ins Feld geführt – einschließlich zweier kommandierender Generäle pro Seite.

Das Schlachtfeld präsentierte sich als taktisch wenig abwechslungsreiches Gelände, dominiert von weiträumigen Höhenzügen (Small und Large Hills) an den Rändern der Operationszone. Zwei mittlere Teiche (Ponds) schlossen das Gefechtsfeld nach links und rechts ab, unpassierbar für sämtliche Truppengattungen. Ein breiterer Strom (River), lediglich an einer schmalen Furt zu überqueren, sowie ein schmalerer Bachlauf (Stream) mündeten aus den Außenbereichen in die Teiche ein. In der einen Hälfte erstreckte sich ein Waldgebiet (Woods), während das Zentrum von einem Dorf (Village) beherrscht wurde, das einzig für leichte Plänklertruppen zugänglich war. Gemäß dem Regelwerk von "Age of Hannibal" wurde das Terrain mittels verdeckt gelegter Geländekarten von den Kontrahenten abwechselnd ausgewählt und überwiegend in der jeweils eigenen Tischhälfte platziert.


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Die topografischen Rahmenbedingungen ermöglichten eine präzise Lokalisierung des Kriegsschauplatzes: Das Gefecht tobte in Umbrien, nahe der Grenze zur Toskana, zwischen Lago di Chiusi und Lago di Montepulciano, mit dem Ort Porto (heutiger Name) inmitten des Einsatzraums. Die Distanz zur Hauptstadt Rom betrug von hier noch ca. 140 Kilometer – für eine unmittelbar drohende Gefahr von "Hannibal ante portas" also (noch) zu weit. Allerdings hätte ein zügiger Vormarsch entlang der Via Cassia* die karthagische Streitmacht in kürzester Zeit bedrohlich nahe an das Herzstück der römischen Republik geführt.

* Genauer gesagt handelte es sich hier bestenfalls um einen Vorläufer jener Via Cassia, deren Baubeginn laut der Quellen wohl nicht vor 187 v. Chr. zu datieren ist (vgl. Christian Hülsen, Cassia via, in: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE), III,2, Stuttgart 1899, Sp. 1669).


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(1) Disposition und Aufmarsch. Jans Karthager traten in der defensiven Rolle auf und erreichten als erste das Gefechtsfeld. Sie bezogen Stellung entlang der oberen Hügelkette und entfalteten ihre Formationen in der vollen Breite des offenen, zentralen Operationsraums. Der linke karthagische Flügel (aus Blickrichtung der Römer) gliederte sich drei Gefechtsabschnitte: In vorderster Linie eine beträchtliche Zahl von Kriegselefanten (Elephants); dahinter, die Dickhäuter links und rechts überlappend, kampferprobte Lybische Veteranen (Spears und Pikes) und weiter hinten Spanische Scutarii (Handweapons) als dritte Linie. Das Zentrum war mit Keltiberischer Reiterei (Medium Horse) und daneben aufgestellten ungestümen Ligurern (Warband) besetzt. Rechts außen, unmittelbar an der Geländekante eines Höhenzuges, positionierten sich Balearische Schleuderer (Skirmishers), deren hohe Fernkampfeffektivität einen erheblichen Gefährdungsschwerpunkt für die römischen Formationen bedeutete. Die Numidische leichte Reiterei (Light Horse) verblieb zunächst als mobile Reserve tief in einem Taleinschnitt hinter der Front.

Meine römischen Truppenteile brachte ich in mehreren Kampfgruppen den Karthagern gegenüber in Stellung, wobei das zentral gelegene Dorf die Gliederung zwangsläufig in zwei Schwerpunkte aufteilte. Auf dem linken Sektor wich die römische Generalität bewusst von der klassischen Schlachtordnung der sog. triples axies ab und setzte ihre elitären Triarier (Spears) entgegen ihrer üblichen Reserve-Rolle in vorderster Linie ein, um die karthagische Elefantenbedrohung mit ihren Speeren abzufangen. Im Verbund war ein Scorpio-Katapult (Light Artillery) zur Elefantenabwehr positioniert. Dahinter folgten in gestaffelter Tiefe die Hastati und Principes (Handweapons). Die Velites (Skirmishers), für gewöhnlich als Vorhut der schweren Infanterie agierend, sicherten in langer Kolonnenformation weit außen die Flanke. Der rechte römische Flügel bestand im Kern aus den Bundesgenossen der Latinischen Infanterie (Handweapons) im inneren Sektor, während außen die typischerweise recht schwachen Reiterverbände positioniert waren: Die Equites (Medium Horse) grenzten nahtlos an die Fußtruppen an, vorgelagert von leichter Latinischer Reiterei (Light Horse).

Die Eröffnung der Kampfhandlungen lag bei den karthagischen Verbänden; die römische Führung blickte mit gespannter Erwartung auf die Entfaltung des strategischen Gesamtkonzepts des Gegners – wissend um die operative Flexibilität und die unkonventionellen Manöver der Karthager.


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(2) Umgruppierungen und Gegenmaßnahmen. Und tatsächlich, gleich zu Beginn überraschte die karthagische Armeeführung durch eine umfassende, in dieser Konsequenz selten beobachteten taktische Rochade: Die Elefanten schwenkten in Kolonnenformation geschlossen nach rechts ab, während die Ligurier zum Gegenschwenk auf den linken Flügel antraten. Die zentrale Keltiberische Reiterei verlagerte sich in vollem Galopp an die äußerste rechte Flanke bis an den Rand des dortigen Teichs, eskortiert von den Balearischen Schleuderern. Die Mehrheit der Numidischen Reiterei zog ebenfalls nach rechts ab, bis auf einen kleinen Stoßtrupp, der im Zentrum verblieb. Die Spanischen Scutarii marschierten zügig auf das Waldgebiet vor, während einzig die Lybischen Veteranen ihre Richtung stoisch direkt auf den Feind beibehielten, ohne Verlagerung.

Die römische Operationsführung reagierte mit disziplinierter Gelassenheit und setzte die gesamte Streitmacht auf ganzer Front in Bewegung. Den Triariern war bereits der Marschbefehl in den rechten Sektor befohlen, um die nach dorthin dislozierten Kriegselefanten abzufangen, sie mussten jedoch erst das Dorf passieren. Am linken Rand eilten die Velites mit Sicherungsauftrag Richtung Wald, um das Vorrücken der eigenen Legionen zu decken. Die Equites auf dem rechten Flügel führten eine verlangsamte Vorwärtsbewegung durch, um das Gefecht mit den numerisch und qualitativ überlegenen karthagischen Reiterverbänden und Schleuderern zu verzögern. Die leichte Latinische Reiterei etablierte eine flexible Stellung auf dem großen Hügel, ein eigentlich für diesen Truppentyp ungünstiges Gelände, jedoch von dort aus bereit für schnelle Vorstöße bei Gelegenheit.


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(3) Annäherung und Gefechtsbereitschaft. Die Operationslagen beider Seiten spitzten sich rasch zu, der unmittelbare Feindkontakt war jedoch noch nicht erfolgt. Die karthagischen Formationen erreichten planmäßig ihre Zielräume und marschierten nun geschlossen auf die römischen Linien vor. Besonders die Elefanten beschleunigten ihr Tempo, während die Lybischen Veteranen angesichts klarer Kräfteunterlegenheit gegen die kampfkräftigen römischen Legionäre ihr Vorrücken auf dem linken Flügel zögernd gestalteten. Im Zentrum lauerte ein detachierter Verband Numidischer leichter Reiter (blau eingekreist) auf eine günstige Gelegenheit zur Attacke. Die Balearischen Schleuderer bogen in weitem Bogen ans Flussufer ab; noch verfügten sie nicht über günstige Schusspositionen – dies zumindest ein taktischer Glücksfall für die Römer.

Nach wie vor nicht feuerbereit hingegen war auch das römische Scorpio-Katapult, das sich nach Passieren des Dorfs zwar bereits mit einem Rechtsschwenk ausgerichtet hatte, aber von den vorbeiziehenden Triariern in seiner Schusslinie gestört wurde. Die Triarier ihrerseits eilten mit Hochdruck, ihre vorgesehene Stellung vis-à-vis den verheerenden Kriegselefanten zu etablieren – ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Latinische Infanterie rechts rückte vorerst nur minimal vor aufgrund der blockierenden Triarier und bezog Stellung benachbart zum Dorf. Die gesamte römische Kavallerie verharrte indes mit voller Intention, um einen vorzeitigen Schlagabtausch zu unterbinden, da der Entscheidungskampf auf dem linken Flügel erwartet wurde: Dort rückten die Hastati und Principes mit Entschlossenheit auf die abwartenden Lybischen Veteranen zu. Ganz links, am Waldrand, formierten sich die römischen Velites im Kampfverband zur Linie, während ihre Kontrahenten, die Spanischen Scutarii, bereits aufgeschlossen hatten. Die Velites waren an Kampfkraft zwar unterlegen, konnten die Spanier aber überlappen und würden ihre Schutzaufgabe für den linken römischen Flügel in den Augen der römischen Führung hoffentlich zufriedenstellend erfüllen.


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(4) Kampfhandlungen und Schwerpunktbildung. Die Hauptschlacht setzte unvermittelt ein. Im linken Sektor prallten die römischen Legionäre mit maximaler Stoßkraft auf die karthagischen Linien; die Kämpfe waren extrem blutig und erbittert. Während zunächst Gleichgewicht bestand, setzten sich bald die beiden Reihen der Hastati und Principes gegen die weniger tief gestaffelten Lybischen Veteranen durch. Die flexible Manipulartaktik der Römer ermöglichte den permanenten Wechsel frischer Fronttruppen. Die Flankensicherung durch die Velites im Wald erwies sich überraschend wirkungsvoll; sie konnten die Spanischen Scutarii überwiegend binden. Die rechte Flanke der Legionen hingegen war durch das dortige unkoordiniertere Vorgehen - bedingt durch das Dorf sowie die Dislozierung der Triarier - weniger gut geschützt; ein Umstand, den die Ligurier zu gefährlichen Vorstößen nutzten.

Bemerkenswert war die Lage rund um das Scorpio-Katapult (roter Kreis), gegen welches der detachierte Numidische Reiterverband eine Attacke ritt, der jedoch im Zusammenwirken mit einer Hastati-Abteilung, die noch im rückwärtigen Raum als Nachzügler unterwegs war, zuverlässig abgewehrt werden konnte. Dadurch erhielt das Katapult erstmals ein freies Schussfeld – wenngleich nur für kurze Zeit.

Im rechten Gefechtsabschnitt errangen die Triarier ein taktisches Meisterstück – sie kamen rechtzeitig in ihre vorgesehene Stellung und fingen den Angriff der massierten Elefantenkontingente frontal ab. Die latinische Infanterie verblieb daraufhin – situationsgetrieben – in einer Art unfreiwilliger Reserve, da die vor ihnen positionierten Triarier direkt im Feindkontakt gebunden waren. Lediglich ein einzelner Verband nutzte eine Lücke zum Vorstoß. Noch weiter rechts hatte sich die Reiterei beider Armeen in Linien ausgerichtet. Nun, da in allen Gebieten bereits gekämpft wurde, entschieden sich die römischen Equites zum Angriff, und zugleich gingen auch die karthagischen Kavallerieverbände in Vorwärtsbewegung über. Die Balearischen Schleuderer sicherten nach Überschreiten des Flusses die Höhen und traten nun erstmals in Reichweite – die leichte Latinische Reiterei wich angesichts der Bedrohung taktisch zurück.


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(5) Entscheidung und Kapitulation. Mit der zunehmenden Kampfintensität gewannen die Legionäre, bestehend aus Hastati und Principes, auf dem linken Sektor die Oberhand über die Lybischen Veteranen und erzielten einen Durchbruch, wobei sich die Frontlinie am linken äußeren Rand zeitweise um 90 Grad drehte. Im Wald kam es noch zu lokalen Scharmützeln, blieben jedoch ohne größere operative Auswirkung. Im Zentrum schlugen die Triarier die Elefanten mit überraschender Deutlichkeit zurück – in Panik durchbrachen die angeschlagenen Riesen die eigenen Linien und richteten unter den Karthagern selbst erhebliche Kollateralschäden an. Auf dem rechten Flügel stürzten sich die Kavallerieverbände beider Seiten in erbitterte Gefechte. Die römischen Equites mussten hier dem konzertierten Angriff der Keltiberer und Numider weichen, zumal die leichte Latinische Reiterei den Nahkampf mied und sich vor den Schleuderern weiter in den rückwärtigen Raum absetzte.

Angesichts der verheerenden Lage vor allem im linken und zentralen Frontabschnitt ordnete das karthagische Oberkommando planmäßigen Rückzug an und erklärte das Gefecht für verloren. Zu diesem Zeitpunkt war der moralische Zustand der Truppen beider Seiten noch weit entfernt von dem Tiefpunkt, den sie in der vorherigen Schlacht am Ende der Kampfhandlungen hatten. Die Moral der römischen Armee betrug noch gute 7 von ursprünglich 9, diejenige der Karthager war immerhin bereits auf 4 von 9 abgesunken.

Es war wieder einmal ein hochspannendes und spaßiges Spiel :up Das Gefecht war geprägt von kühnen Marschoperationen in der ersten Phase; der weitere Verlauf ähnelte stark der Schlacht vom 25.05.2025: Die römischen Legionäre setzten erneut Maßstäbe an Disziplin und Schlagkraft, während die römische Reiterei gegenüber der karthagischen signifikant unterlag. Die Elefanten, obgleich imposant, lieferten keinen nachhaltigen Durchbruch und verursachten im Panikzustand beträchtlichen Eigenverlust – nicht zuletzt bedingt durch das flexible Manövrieren der Triarier. Der Einsatz des römischen Katapults entsprach nicht den Erwartungen und bedarf einer grundsätzlichen Neubewertung und Optimierung für künftige Operationen.

Sicher ist: Diese Feldschlacht wird nicht das letzte Aufeinandertreffen zwischen den beiden Mittelmeer-Antagonisten markieren – es laufen bereits neue Rekrutierungen, und die Generalstäbe beider Seiten arbeiten mit Hochdruck an neuen Operationsplänen!

Re: [Age of Hannibal] Jensinions Republican Romans vs Bierwursts Carthaginians

Verfasst: Fr 25. Jul 2025, 17:36
von Krautwerk
Sehr tolles Gefecht und fantastischer Spielbericht! :love :up Weiter so :party

Re: [Age of Hannibal] Jensinions Republican Romans vs Bierwursts Carthaginians

Verfasst: Sa 26. Jul 2025, 14:42
von Jensinion
Danke, Danke :)