[Age of Hannibal] Jensinions Republican Romans vs Bierwursts Carthaginians

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Jensinion
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[Age of Hannibal] Jensinions Republican Romans vs Bierwursts Carthaginians

Beitrag von Jensinion »

Am 25.05.2025 trugen Jan und ich eine offene Feldschlacht zwischen den klassischen Erzrivalen Karthago und Rom, angesiedelt im Zeitrahmen des Zweiten Punischen Kriegs (218–201 v. Chr.), aus. Beide Streitkräfte umfassten 1200 Punkte und standen jeweils unter dem Oberbefehl von zwei Generälen. Der Figurenmaßstab war 15 mm.

Die Schlacht verlief in wechselnder Gefechtslage, phasenweise chaotisch, insbesondere durch die marodierenden Kriegselefanten der Karthager. Beide Seiten bluteten regelrecht aus, wie es für die unversöhnlichen Mittelmeer-Antagonisten zu erwarten war – von Pardon war keine Spur! Die Spannung blieb bis zur allerletzten Minute auf dem Maximum.

Das Operationsgebiet war von Gelände relativ dicht durchsetzt, bot jedoch im Zentrum eine großzügige Aufmarschzone. Hervorzuheben waren: Ein steil abfallender Höhenzug (Steep Hill), für Reiterei unpassierbar; ein Sumpfgelände (Marsh), das lediglich von Plänklern passiert werden konnte; sowie ein Dorf (Village), das ebenfalls nur für Plänkler zugänglich war. Das Gelände wird bei "Age of Hannibal" mittels Spielkarten ausgewählt, die abwechselnd von den Mitspielern verdeckt gelegt werden - üblicherweise in der jeweils eigenen Tischhälfte.


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(1) Aufmarsch und Dislozierung. Meine römische Armee marschierte als Verteidigerin zuerst auf. Die Aufstellung erfolgte nach klassischem römischen Muster: In vorderster Linie die Hastati, dahinter die Principes (beide Handweapons), beidseitig flankengesichert durch die Hilfstruppen der Latinischen Infanterie (ebenfalls Handweapons). An vorderster Front operierten die Velites (Skirmishers) als vorgeschobene Sicherung. Im rückwärtigen Raum, als strategische Reserve, standen die Triarier (Spears) bereit. Die gesamte Kavallerie – Equites (Medium Horse) sowie, etwas nach vorne exponiert, Latinische Reiterei (Light Horse) – war auf dem rechten Flügel konzentriert, wenngleich, typisch römisch, zahlenmäßig und qualitativ verhältnismäßig schwach.

Jan stellte seine Karthager den Römern exakt vis-à-vis auf und nutzte dabei, ebenso wie die Römer, das offene Areal zwischen dem Gelände optimal aus. Die karthagische Gefechtsordnung gliederte sich in sechs Schwerpunkte: Der erste vorne links (aus Blickrichtung der Römer) bestand aus Lybischen Veteranen (Spears), zentral nahmen Afrikanische Elefanten (Elephants) Aufstellung, rechts daneben als ungestüm eingestufte Ligurier (Warband). Hinter den Lybiern positionierte sich die ebenfalls ungestüme Keltiberische Reiterei (Medium Horse), hinter den Elefanten stand die Numidische Reiterei (Light Horse). Ganz links, am Fuße des steilen Hügels, formierte sich eine kleine, aber aufgrund ihrer Fernkampfstärke gefährliche Abteilung Balearischer Schleuderer (Skirmishers).

Trotz eingehender Lageanalyse durch die römische Generalität verblieb der Operationsplan der Karthager in Teilen im Unklaren, insbesondere da die Absichten der rückwärtig positionierten Kavallerie und der Einsatz der Elefanten schwer einzuschätzen waren. Daher wurde der römische Vormarsch als konzertiertes Vorrücken aller Verbände, jedoch mit gebotener Vorsicht, befohlen.


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(2) Entwicklung der ersten Kampfphase. Nach den Eingangszügen wurden die Operationsabsichten der Kontrahenten deutlicher: Die Kriegselefanten stampften mit großer Vehemenz und leicht schräger Stoßrichtung auf das römische Zentrum zu. Lybische Veteranen und Ligurer marschierten flankierend, konnten das Tempo der Elefanten aber nicht halten. Die karthagische Kavallerie führte eine umfassende Rochade durch – die Keltiberer wechselten im Kolonnenmarsch auf den rechten Sektor, die Numider bewegten sich in Umgehung des steilen Höhenrückens, um die offene linke römische Flanke – und potenziell den Rücken – zu bedrohen. Indes erklommen die Balearischen Schleuderer den Hügelkamm.

Die römische Hauptkampflinie mit Hastati und Principes marschierte geschlossen auf den Feind zu. Die Latinische Infanterie des linken Flügels rückte geschlossen mit vor, deren Gegenstück auf dem rechten Flügel löste sich dagegen ab und schwenkte weiter nach rechts, um die dortige Reiterei gegen die aufmarschierenden Ligurer und Keltiberer zu unterstützen. Jene römische Reiterei bezog im Verbund Stellung vor dem Dorf und verblieb in Reaktionsbereitschaft – zumal sich ihre taktische Rolle in diesem schwer einzuschätzenden Sektor noch nicht final konkretisiert hatte.

Die vorgeschobenen römischen Velites eilten entlang der Sumpfzone schleunigst nach links hinüber, um der Bedrohung sowohl durch die Balearischen Schleuderer als auch der Numidischen Reiterei zu begegnen - ein Missionsziel mit hohem Schwierigkeitsgrad. Derweil formierten sich die Triarier im rückwärtigen Bereich in Marschkolonnen mit Stoßrichtung Zentrum, mit der Absicht, die drohende Lücke zwischen Hastati und abdriftender Latinischer Infanterie zu schließen - wären sie als Speerkämpfer doch die idealen Truppen, um die karthagischen Elefanten zu kontern. Allerdings kam der Einsatzbefehl der römischen Generalität etwas zu spät; die Einheit hing noch weit zurück und würde schlimmstenfalls nicht rechtzeitig am Brennpunkt präsent sein.


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(3) Erster Kontakt und erste Verluste. Die linke Kampfzone stand früh im Zeichen verlustreicher Nahkämpfe, während rechts noch taktische Umgruppierungen erfolgten.

Die römischen Velites stellten sich den Balearischen Schleuderern und der Numidischen Reiterei, konnten letztere sogar in ungünstiger Kolonne abfangen, unterlagen aber schrittweise dem gegnerischen Druck. Die Latinische Infanterie des linken römischen Flügels und Teile der Hastati waren ebenfalls weit vorgedrungen und griffen die Lybischen Veteranen an, erlitten aber erste Verluste. Überraschend gelang es einem Hastati-Kontingent, einen karthagischen Elefanten im Frontalangriff nieder zu ringen – ein bemerkenswerter Einzelerfolg! Die übrige Elefantenlinie setzte den Vormarsch unbeirrt fort. Im Zentrum formierte sich die römische Gefechtslinie indes um – Teile der Principes aus der zweiten Reihe schwenkten zur Verstärkung nach rechts aus, um eine Linienverlängerung gegen drohende karthagische Durchbrüche zu realisieren. Auch die Triarier konnten nun in die Linie eingebunden werden, wenngleich nur teilweise, da sie noch in tiefer Marschordnung operierten. Die andere Hälfte der Principes wurde bereits zur bedrohten linken Flanke abkommandiert.

Im rechten Sektor marschierte die Latinische Infanterie der Römer weiter vor und stellte sich gemeinsam mit einer Equites-Einheit links neben das Dorf (das vorerst Flankenschutz bot), während die karthagischen Ligurier unter einem subtilen Schwenk bereits zur Attacke ansetzten. Den ungestümen Liguriern fehlte nicht mehr viel, bis sie Schlagdistanz erreichten. Während die Keltiberische Reiterei weiterhin in Kolonne auf dem Weg zu ihrer Zielposition am äußersten Ende der karthagischen Aufstellung war, beorderten die Römer ihre leichte Latinische Reiterei weit nach rechts in exponierter Position, wo sie auf eine günstige Angriffsgelegenheit lauerte. Die übrigen Equites verharrten vorerst weit hinter dem Dorf, nach wie vor unentschlossen über die Lage.

Mit Entfesselung der Gefechte im linken Sektor sowie im Zentrum begann die Moral beider Armeen langsam und stetig zu erodieren.


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(4) Kollapse und Entscheidungen. Der linke römische Flügel brach nach konzertiertem karthagischem Angriff, frontal und über die Flanke, vollständig zusammen. Die hier siegreichen karthagischen Verbände formierten sich neu und rückten nun in mehreren Marschblöcken sowie kleineren Kontingenten gegen das römische Zentrum vor.

Dort eskalierte zwischenzeitlich das Chaos: Verwundete und panisch gewordene Kriegselefanten gerieten außer Kontrolle und attackierten wie wild die römischen Linien. In zähen Abwehrkämpfen, teils durch Umklammerungsmanöver, gelang es den römischen Verbänden jedoch, alle Dickhäuter auszuschalten. So konnte das Zentrum stabilisiert werden; einzelne Reserveverbände waren sogar noch unverbraucht und vollständig einsatzbereit, was der römischen Generalität Spielraum für Gegenmaßnahmen gegen die von linker Seite drohend vorrückenden Karthager verschaffte.

Auf dem rechten Flügel eskalierten unterdessen die Kämpfe: Die Latinische Infanterie griff gemeinsam mit dem einzelnen Kontingent Equites die Ligurier im Sturmangriff an und konnten so den karthagischen Angriffsbonus neutralisieren. Die Gefechte liefen hier zu Gunsten Roms. Am äußersten rechten Rand tobten gleichzeitig die Reitergefechte, bei denen sich die Karthager (Keltiberer und Numider) letztlich als überlegen erwiesen, konnten die Keltiberer doch hier zumindest teilweise ihren ungestümen Angriffsbonus ausnutzen.

Der Moralwert beider Seiten stürzte weiter ab, jedoch nahezu synchron, denn was die eine Streitmacht an der einen Stelle verlor, büßte die andere Streitmacht kurz darauf an der anderen Stelle ein...


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(5) Der Endkampf. Die Verlustraten auf beiden Seiten waren in der Endphase extrem, die Schlachtreihen deutlich dezimiert. Besonders der vormalig so erfolgreiche rechte karthagische Flügel (im Bild links) kam, angesichts der wieder konsolidierten römischen Hastati und Principes, ins Stocken. Dort zeigte sich die Überlegenheit der hochdisziplinierten Legionäre im Nahkampf, die nach dem Ausschalten sämtlicher Elefanten bemerkenswert wenig Einbußen verzeichneten. Dennoch stieg auch die römische Verlustbilanz weiter an; unbesiegbar war niemand.

Im rechten Sektor erwiesen sich die Ligurier und die berittenen Keltiberer den römischen Reitern wie auch der Latinischen Infanterie schließlich deutlich überlegen; die Kämpfe dort waren hart und langwierig. Im Zuge dieser verlustreichen Gefechte fiel einer der beiden römischen Generäle, als dessen Einheit koordiniert von Liguriern und Keltiberern eingekesselt und aufgerieben wurde – ein fataler Schlag, der in einer sofortigen Moraleinbuße für die römische Armee resultierte.


Das Moraldiagramm zeigt die Moralwerte beider Armeen bei fortschreitendem Schlachtverlauf. Die Schlacht dauerte 15 Runden, jede Runde besteht aus einer römischen und einer karthagischen Hälfte, deshalb zeigt die X-Achse 30 Abschnitte. Das Kopf-an-Kopf-Rennen zeigt sich deutlich in den Kurven: Wann immer die Moral einer Armee sank, folgte der Moralverlust der anderen Armee kurz darauf, wobei auffällt, dass die Moral der Römer fast immer vor derjenigen der Karthager sank, während die Karthager nachzogen.
Das Moraldiagramm zeigt die Moralwerte beider Armeen bei fortschreitendem Schlachtverlauf. Die Schlacht dauerte 15 Runden, jede Runde besteht aus einer römischen und einer karthagischen Hälfte, deshalb zeigt die X-Achse 30 Abschnitte. Das Kopf-an-Kopf-Rennen zeigt sich deutlich in den Kurven: Wann immer die Moral einer Armee sank, folgte der Moralverlust der anderen Armee kurz darauf, wobei auffällt, dass die Moral der Römer fast immer vor derjenigen der Karthager sank, während die Karthager nachzogen.
Doch schließlich kippte die Lage zugunsten Roms: Zwar misslang eine Umklammerung gegen einen der karthagischen Generäle, doch die Römer hielten durch und behaupteten das Gefechtsfeld – wenn auch mit minimalem Restmoralwert von 1. Die Moral Karthagos erodierte auf 0, womit dessen Streitmacht zerfiel. Der Ausgang war denkbar knapp; der blutige Verlauf und enorme Aderlass unterstreichen die erbitterte, taktisch anspruchsvolle Auseinandersetzung – die Karthager verloren 73 % ihrer Truppen, die Römer 72 % sowie einen General.

Die Partie war ein nervenaufreibendes, aber faires und hochspannendes Kräftemessen :D Das Regelwerk "Age of Hannibal" überzeugte uns auf ganzer Linie. Und die nächste epische Begegnung ist bereits in Planung – denn die historischen Konflikte zwischen Rom und Karthago bieten Raum für unzählige weitere Schlachten! :aufsmaul


Die römischen Schlachtreihen der Hastati und Principes in Erwartung des Frontalangriffs durch die karthagischen Kriegselefanten. Am linken Bildrand erkennt man eine Abteilung Principes, die zur Unterstützung des linken römischen Flügels abkommandiert wurde. Ganz rechts im Anschnitt die Triarier, denen zwar ein erfolgreicher Lückenschluss geglückt ist, die aber nach wie vor in Kolonne formiert ist. Ganz im Hintergrund die Höhenzüge des Apennin - wir befinden uns also auf italienischem Boden.
Die römischen Schlachtreihen der Hastati und Principes in Erwartung des Frontalangriffs durch die karthagischen Kriegselefanten. Am linken Bildrand erkennt man eine Abteilung Principes, die zur Unterstützung des linken römischen Flügels abkommandiert wurde. Ganz rechts im Anschnitt die Triarier, denen zwar ein erfolgreicher Lückenschluss geglückt ist, die aber nach wie vor in Kolonne formiert ist. Ganz im Hintergrund die Höhenzüge des Apennin - wir befinden uns also auf italienischem Boden.
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