BierWurst hat geschrieben: Di 4. Feb 2020, 09:41
Spiele mit Jensinion
DBMM
Angeregt von den vielen, teilweise fiktiven Szenarien auf der Tactica hier eine kleine Hintergrundgeschichte, um unserer ahistorischen Begegnung „Burgunder vs Deutscher Orden“ etwas (a)historische Unterfütterung zu geben

:
Im Jahr 1474 bewirkt der Expansionsdrang des Burgunderherzogs Karls des Kühnen einen Zusammenschluss mehrerer linksrheinischer Staaten im Heiligen Römischen Reich, namentlich des Erzbistums Trier, des Bistums Straßburg, Teile des Herzogtums Lothringen sowie des Kurfürstentums Pfalz, zu einem gemeinsamen Abwehrbündnis, der „Thrierer Coalition“. Das gegenseitige machtpolitische Misstrauen der deutschen Fürsten untereinander verhindert jedoch, dass man sich auf einen von allen anerkannten gemeinsamen Oberbefehl über das Bündnis verständigt. Sinnvolle konzertierte Aktionen gegen das Vordringen der Burgunder sind damit unmöglich.
Man einigt sich schließlich unter maßgeblicher Initiative des Erzbischofs von Trier - dem rangmäßig Höchstgestellten innerhalb der Coalition - darauf, den Oberbefehl über die militärischen Aktionen dem Deutschen Orden als „ehrlichen Makler“ (aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat von Bismarck

) zu überlassen. Der Orden hat seine politisch-territoriale Machtbasis zwar in Osteuropa, nennt aber über das ganze Reich verteilt und so auch in der gefährdeten Region im Westen des Reiches mehrere kleine Besitztümer (sog. Kommenden) sein Eigen und ist deshalb auch von den Expansionsplänen des Burgunderherzogs betroffen (unter anderem in Trier, Saarbrücken, Straßburg und Mühlhausen).
Der Orden tritt nun aber, anders als von den deutschen Fürsten erwartet, mit eigenen starken Verbänden an, die bereits mit einigem zeitlichen Vorlauf aus dem Osten abkommandiert wurden - der Hochmeister Heinrich Reffle von Richtenberg, gebürtig aus Schwaben, verfolgt eigene Pläne und sieht die Chance, dem nach der Niederlage von Tannenberg (1410) gegen die polnisch-litauische Streitmacht im Osten unter Druck geratenen Orden im Westen des Reichsgebiets eine neue territoriale Machtbasis zu verschaffen.
Es wird zu einer der größten Schlachten des ausgehenden Mittelalters kommen, wenn die gewaltigen, tief gestaffelten keilförmigen Ordensritterverbände auf die furchteinflößenden und fein choreografierten burgundischen Verbände aus Bogenschützen, Pikenieren und Rittern treffen. Der Herzog von Burgund und der Hochmeister des Deutschen Ordens werden persönlich ihre Mannen ins Gefecht führen, an der Spitze ihrer Truppen! Ein Sieg der Burgunder könnte zugleich den Untergang des dann militärisch empfindlich geschwächten Ordens insgesamt herbeiführen, während ein Sieg des Ordens den Anfang vom Ende des Burgunderreiches heraufbeschwören könnte, wäre dies doch eine offene Einladung für alle burgundischen Feinde, sich über die prekär gelegene Mittelmacht herzumachen.
Am Sonntag wird Geschichte geschrieben!!