Die Langener, kommandiert von Hyaene, der passenderweise in Langen wohnt, marschierten mit einem Aufgebot nordwärts entlang der fast schnurgeraden Straße, die von Egelsbach über Langen und Sprendlingen bis zur Sachsenhäuser Warte verläuft, um aus einem längst vergessenen Fehdegrund die vor der Landwehr gelegenen und damit ungeschützten Frankfurter Gehöfte zu brandschatzen.
Die Frankfurter, unter dem Kommando von Jensinion, der Frankfurt zu seiner Wahlheimat auserkoren hat, waren rechtzeitig gewarnt und rüsteten, gurteten und sattelten ihrerseits ein kleines Aufgebot von annähernd gleicher Größe, mit dem sie auf derselben Straße gen Süden zogen, um die Langener abzufangen.
Beide Kontrahenten trafen schließlich an der Stelle aufeinander, wo die Straße den Königsbach quert.
Der Königsbach (auch Luderbach genannt) wurde erstmals 1128 urkundlich erwähnt. Er entspringt unweit von Dreieich, schlängelt sich in einem Bogen gen nordwestlicher Richtung und mündet schließlich bei Niederrad in den Main. Heutzutage fließen mehr als 1/3 seiner Länge von ca. 14 km durch Frankfurter Stadtgebiet - überwiegend durch den als Naherholungsgebiet beliebten Stadtwald -, im Mittelalter lag zwischen dem Königsbach und der Frankfurter respektive Sachsenhäuser Stadtmauer noch eine weite Distanz.
Die Frankfurter Truppen bestanden aus Zunftangehörigen (1) (Heavy Infantry), die durch ein Gehöft anrückten, schwer gerüsteten Söldnern (2) (Elite Infantry), die sogleich entschlossen auf die Brücke zustürmten, damit die Langener sich gar nicht erst auf dem diesseitigen Flussufer würden entfalten können, leicht bewaffneten nichtzünftigen Bürgern (3) (Light Infantry) und Armbrustschützen (4) (Crossbowmen). Nach rechts hin, wo eine schmale Furt eine Flussquerung ermöglicht, schlossen sich die Kämpfer zu Pferd an: Angehörige der Patrizier (5) (Heavy Cavalry) sowie wohlhabende berittene Bürger (6) (Light Cavalry). Dem Langener Aufgebot stand auf der gegenüberliegenden Seite des Königsbachs, wo der ausgedehnte Dreieicher Forst beginnt, weniger Raum zur Verfügung. Es führte nicht bloß Langener mit sich, sondern wurde unterstützt von benachbarten Gemeinden sowie einem Verband hussitischer Söldner, die es auf verschlungenen Pfaden in diese Region verschlagen hat (zur Aufklärung dieser Kuriosität konnten bisher leider noch keine Quellen im Langener Stadtarchiv ausfindig gemacht werden)! Die Offenthaler Reiterei (7) (Heavy Cavalry) nahm dicht am Bachufer Aufstellung, die Langener Apfelweinkelter (8) (Light Infantry) standen unmittelbar vor der Brücke, die mit Armbrüsten ausgestatteten Langener Weißbinder (9) (Crossbowmen) stellten sich so an den Waldrand, dass sie gerade noch herausschießen konnten, selber aber gut gedeckt waren. Zunächst ziemlich weit entfernt vom Geschehen befand sich das Offenbacher Aufgebot (10) (Elite Infantry), gefolgt von den hussitischen Söldnern (11) (Light Infantry) hinter einem umzäunten Schuppen und den Langener Bauern (12) (Skirmishers), die über ein Kornfeld anrückten.
Die Frankfurter Söldner erstürmten rasch die Brücke und schlugen die Langener Apfelweinkelter zurück (13). Diese konnten die Attacke allerdings unerwartet gut parieren, zudem mussten die Söldner heftigen Beschuss aus nächster Distanz durch die Langener Weißbinder über sich ergehen lassen, während sie die Brücke überquerten, so dass sie schon vor dem Feindkontakt empfindlich dezimiert waren. Die Frankfurter Armbrustschützen positionierten sich unterdessen ihren Langener Fernkampfkontrahenten gegenüber (14). Dort hatten sie ein gutes Schussfeld; ihre exponierte Lage und die mangelnde Deckung durch natürliche Hindernisse konterten sie mit einem Wall aus Pavesen. Die Langener Truppen jenseits des Waldes waren in dieser frühen Phase des Scharmützels äußerst unmotiviert und rührten sich zunächst nicht vom Fleck (15). Aus diesem Grund warteten auch die gegenüber stehenden Frankfurter Berittenen erst einmal ab (16), zumal sie es nicht wagen wollten, über die Furt hinweg einen Angriff auf die gut im Gelände positionierten Langener Truppen zu unternehmen.
Jenseits der Brücke spielten sich nun dramatische Szenen ab (17): Nach einem erbitterten Kampf zwischen den Frankfurter Söldnern und der Offenthaler Reiterei wurde Erstere - durch Beschuss und Kampf bereits dezimiert -, komplett aufgerieben, während Letztere unter starken Verlusten in die Flucht geschlagen wurde. Die Frankfurter Zünfte waren unterdessen über die Brücke nachgerückt, mussten aber, wie vor ihnen die Söldner, empfindliche Verluste aufgrund des andauernden Beschusses durch die Langener Armbrustschützen hinnehmen. Die schwer gepanzerten Ritter des Offenbacher Aufgebots waren inzwischen motivierter und machten sich großen Schrittes mitten durch den Wald in Richtung der Brücke auf den Weg (18). Auch die Frankfurter zogen daraufhin Truppen in Richtung der Brücke ab: Da sich die Lage auf der rechten Seite wegen der fortbestehenden Unentschlossenheit der Hussitensöldner und Langener Bauern entspannte (19), ritten die Frankfurter Patrizier geschwind in die andere Richtung (20). Die leichteren Frankfurter Reiter, nun auf dieser Seite auf sich gestellt, rückten daraufhin leicht vor, um die Furt zu bewachen (21).
Der Offenthaler Kavallerie war es letztlich gelungen, sich zu sammeln - es war allerdings nur noch der Anführer übrig, alle anderen Reiter waren geflohen (22). Damit erging es ihm aber immer noch besser, als dem Anführer der Frankfurter, der gemeinsam mit seiner Truppe, den Zünften, komplett von dem gepanzerten Offenbacher Aufgebot, das aus dem Wald anrückte, in die Flucht geschlagen wurde. Jenes Offenbacher Aufgebot zog daraufhin weiter über die Brücke in Richtung der Frankfurter (23). Ihnen gegenüber platzierten sich die Frankfurter Patrizier zu Pferde (24), die jedoch zunächst nicht angreifen wollten, sondern beschlossen, abzuwarten, bis das Offenbacher Aufgebot durch die Frankfurter Armbrustschützen ausreichend dezimiert sein würde. Diese Armbrustschützen konnten kurz zuvor bereits ihre Kontrahenten auf der anderen Seite des Baches, die Langener Armbrustschützen, die lange dem energischen Beschuss der Frankfurter standgehalten hatten, in die Flucht schlagen (25). Dafür konnten sich die fernkampffähigen hussitischen Söldner endlich aufraffen, in das Geschehen einzugreifen, und bezogen eine hervorragende Stellung innerhalb einer Einzäunung (26). Und auch die Langener Bauern fassten nun endlich Mut und besetzten die Furt (27). Die Frankfurter leichten Berittenen zogen sich daraufhin nach hinten zurück, um einem drohenden Beschuss sowohl durch die Hussiten als auch die Bauern auszuweichen (28).
Und erneut ein dramatischer Höhepunkt: Das Offenbacher Aufgebot hat die Frankfurter Armbrustschützen attackiert und komplett in die Flucht geschlagen, obwohl jene sich durch ihre Pavesen gut geschützt sahen (29). Mit einem solchen fatalen Ergebnis hatten auch die Frankfurter Patrizier, die nach wie vor in abwartender Position verharrten, nicht gerechnet (30), ansonsten hätten sie sich doch sicherlich früher zum Angriff entschlossen! Unterdessen überquerten nun auch die Langener Apfelweinkelter, die nach dem frühen Angriff der Frankfurter Söldner lange Zeit nicht einsatzfähig waren, die Brücke (31). Auch die Langener Bauern waren weiter, wenn auch langsamen Schrittes, unterwegs in Richtung der Frankfurter (32). Die leichtbewaffneten Frankfurter Reiter zogen daraufhin in einer langen Reihe nach rechts durch ein Kornfeld, dabei weiterhin penibel darauf bedacht, nicht in die Schussreichweite eben jener Bauern sowie der sich auf der anderen Seite des Baches befindlichen hussitischen Söldner zu geraten (33).
Die Frankfurter Patrizier entschlossen sich endlich zum Angriff und ritten die letzten beiden verbliebenen Ritter des Offenbacher Aufgebots nieder (34). Die leichtbewaffneten Frankfurter Bürger (35), die bisher noch gar nicht in das Scharmützel eingegriffen hatten, gaben sich unerwartet heroisch und deckten die Patrizier vor dem Beschuss durch die hussitischen Söldner (36), indem sie sich einfach in die Schusslinie stellten.
Die Konsequenz für diesen Übermut folgte sogleich: Die Frankfurter Bürger hielten dem Beschuss durch die hussitischen Söldner von der anderen Seite des Baches nicht stand und ergriffen schon nach der ersten Salve die Flucht (37)! Immerhin hatten sie ihre Mission insofern erfüllt, als dass sich die Frankfurter Patrizier keine einzige Salve einfingen und unbeschadet gegen die Langener Apfelweinkelter auf der Brücke anreiten konnten, die sie vollständig eliminierten (38). Auf der rechten Seite setzte sich in gewisser Weise die bisherige Ereignislosigkeit fort, da sich keine der dort positionierten Truppen entschließen konnte, etwas zu unternehmen (39).
Aber das Scharmützel am Königsbach war nun so oder so beendet. Zwar lagen die Langener "nach Punkten" vorne, aber die Kämpfe waren für beide Seiten derart verlustreich, dass die Begriffe Sieg und Niederlage wie Hohn klingen. Die Frankfurter verfügten noch über die leicht dezimierten Patrizier und die unbeschadeten Bürger zu Pferde; die Langener hatten noch die vollständigen Truppen der hussitischen Söldner und der Bauern sowie die sehr stark reduzierte Offenthaler Kavallerie. Da weder die Hussiten noch die Bauern ernstlich entschlossen und in der Lage schienen, die Mission fortzusetzen, blieben immerhin die Frankfurter Gehöfte - das eigentliche Ziel des Langener Aufmarsches - vor dem Plündern und Brandschatzen verschont
