Letzten Freitag habe ich mit Rainer und Sebastian das erste Mal "Eagles of Empire" gespielt
Das Regelwerk hat meine (sehr hohen) Erwartungen voll erfüllt! Es ist an Einfachheit, Nachvollziehbarkeit und Spielbarkeit kaum zu übertreffen und dabei zugleich unglaublich komplex und spannend zu spielen. Das liegt vor allem daran, dass mit dem Sammeln von Kommandopunkten - mit denen man Nachschub kaufen, spezielle Doktrinen (Fähigkeiten) erwerben oder die man in Siegpunkte umwandeln kann - eine zweite, abstrakte Ebene neben dem reinen Spielgeschehen auf dem Tisch eröffnet wird, in der vorausschauend gedacht und antizipiert werden muss. Diese "Kommandoebene", umgesetzt eben durch die Verwaltung der Ressource "Kommandopunkte", simuliert die Entscheidungszwänge, die sich für einen Offizier im Scharmützel ergeben, in meinen Augen ausgezeichnet
Das Testspiel hat jedenfalls dazu geführt, dass "Eagles of Empire" in meiner Prioritätenliste wieder ganz nach oben gerutscht ist und ich zuerst dieses Projekt abschließen will. D.h. als nächstes male ich die preußische Artillerie, danach die bayerische Verstärkung (die Bayern haben nochmals spezielle und sehr interessante Doktrinen) und zum Schluss die preußischen Kürassiere.
Ich kann keinen ausführlichen Gefechtsbericht liefern, aber eine kurze Zusammenfassung des Verlaufs mit ein paar Bildern:
Die Preußen haben mehrmals ihre spezielle Doktrin "Preußische Taktik" ausgespielt, die ihnen eine doppelte Bewegung ermöglicht. So gelang es ihnen mit zwei Trupps
Linieninfanterie, das ihrer Aufmarschzone nächstgelegene Ziel an der Mauerecke rasch zu erreichen und auch das mittlere Ziel in dem großen zentralen Gebäude vor den langsameren Franzosen einzunehmen. Diese beiden Trupps haben sich daraufhin in dem Gebäude verschanzt. Die Franzosen nahmen mit ihren zwei Trupps
Linieninfanterie das ihnen am nächsten gelegene Ziel an der Kante eines kleinen Gebäudes ein und stießen dann unter Feuergefechten in Richtung des Gebäudes, in dem die Preußen saßen, vor. Insgesamt konnten die Franzosen ihren großen Vorteil gegenüber den Preußen, nämlich die längere Reichweite ihrer Chassepot-Gewehre (die sie von Grund auf haben und für die sie keine Kommandopunkte ausgeben müssen), durch das dichte Gefechtsfeld nicht adäquat ausspielen. Sie haben als Verstärkung zwei Trupps
Francs-Tireurs geholt, welche gegenüber allen anderen Truppentypen die besondere Fähigkeit haben, beliebig auf dem Gefechtsfeld auftauchen zu können, anstatt nur in der eigenen, schmalen Aufstellungszone an der Tischecke (sie müssen dabei lediglich einen Mindestabstand zu gegnerischen Truppen sowie Zielen einhalten). Die Preußen haben als Verstärkung zwei
Jäger-Trupps beordert. Die Verstärkungen haben sich zwar, teilweise in leichter Deckung stehend, gegenseitig beschossen und dabei leichte Verluste hinnehmen müssen, hatten auf den Ausgang des Gefechts aber keinen signifikanten Einfluss. Später haben die Franzosen noch eine Mitrailleuse (Schnellfeuergeschütz) als Verstärkung gerufen, die aber aufgrund ihrer Langsamkeit nicht zum Einsatz kam (aber sie wollten sie wenigstens mal präsentieren). Zum Schluss hat die französische Linieninfanterie versucht, das zentrale Gebäude zu stürmen. Ihnen war aber kein Erfolg beschieden, und so ging der Sieg im Scharmützel an die Preußen, die zuvor ihre Kommandopunkte klug (im Nachhinein betrachtet - im Eifer des Gefechts eher durch Zufall bzw. Intuition) in eine ausreichende Anzahl Siegpunkte umgewandelt hatten. Rückblickend lässt sich sagen, dass der eher defensive Einsatz der Francs-Tireurs, die sich niemals von ihren Aufstellungspunkten am Waldrand bzw. dem kleinen Gebäude fortbewegten, den Franzosen wohl den Sieg genommen hat, denn dadurch mussten die Preußen, die ihrerseits stets gut gedeckt standen, zu keiner Zeit um ihr früh eingenommenes Ziel an der Mauerecke fürchten.
Der preußische Spieler hat alles im Blick
Die Preußen marschieren auf.
Die Franzosen rücken von der anderen Seite heran.
Zwei Trupps preußischer Linieninfanterie besetzen zuerst den Hof des zentralen Gebäudes, um wenig später das Gebäude selbst einzunehmen.
Hier stehen sie noch dicht vor dem Gebäude, während die Franzosen hinten langsam, aber stetig anrücken.
Ein anderer Blick auf das zentrale Gebäude - der friedvolle Eindruck täuscht, denn ...
... zum Schluss stürmen die Franzosen das immer noch von den Preußen besetzte Gebäude, leider für sie ohne Erfolg. Die Franzosen haben eine spezielle Fähigkeit freigeschaltet und einen britischen Kriegsreporter "embedded", so dass diese letzte Phase des Gefechts auch auf einer zeitgenössischen Fotografie für die Nachwelt festgehalten wurde (die Franzosen mussten wegen der damals langen Belichtungszeit still stehen, vielleicht hat sie das den Sieg gekostet...?
).